Gedenkstein - Zwangsarbeiter
Im Rahmen der Stolpersteininitiativen sollten auch den bis dahin bekannten, im März 1945 ermordeten französischen Zwangsarbeitern gedacht werden.
Dokumentiert wurden die Verbrechen bereits im Jahre 2000 in der Schrift „Männer von Saint-Dié“. Nach intensiven Recherchen der lotrhringschen Initiative „Association des deportes“ und des MARCHIVUM konnten 18 Opfer festgestellt werden, darunter auch Zwangsarbeiter aus Osteuropa.
Der Gedenkstein wird 2020 errichtet und 2021 in die Obhut der Stadt Mannheim übergeben.
2020 meldete sich Herr Emil Schmitt für ein Zeitzeugeninterview im Heimatmuseum, er hatte durch einen Beitrag im Hörfunk von dem geplanten Gedenkstein erfahren und musste als Jugendlicher die Erschießungen vor Ort miterleben.
„Da haben wir mitgekriegt, dass man da Sachen […am Rangierbahnhof…] holen kann. … da haben sie Schuhe gehabt, Zucker, Mehl.
Und am nächsten Tag sind wir dann dahin mit so einem Leiterwägelchen und an dem Tag ist da noch nichts passiert. Und da war dann ein 2 Zentner Mehlsack. Und wir waren ja so Hänflinge und meine zwei Schwestern und mein jüngerer Bruder und da haben wir den 2 Zentnersack den Damm hochgerollt. Wahrscheinlich haben uns dann ältere Leute geholfen, den Sack in unseren Leiterwägelchen zu hieven. Ja das war der 1. Tag und der 2. Tag, da sind wir auch wieder los. Und da waren Pferdefuhrwerke auf der Brücke…die „Sträflinge“ hatten ja den Bauern gedient und haben halt da auch geplündert. Und auf einmal kommen auf der Brücke Soldaten, deutsche Soldaten, wahrscheinlich die SS oder Gestapo. Und dann war da ein Jeep und der hat einen Lautsprecher gehabt. Der war laut und deutlich. Und dann hat‘s geheißen: „Alles auf die Brücke“. Und dann sind die ganzen Leute auf die Brücke.
Die „Sträflinge“ haben das geahnt, jetzt passiert‘s. Ich weiß aber jetzt nicht mehr, was für Schusswaffen die hatten. Man konnte dann von der Brücke beobachten, wie… die Gefangenen durch die Waggons sind und sind dann vor die Flinte gelaufen.
Das hat geschallt, unglaublich … und dann haben sie diese […Zwangsarbeiter] erschossen. Da war so ein freier Platz, da haben sie sie so nebeneinander hingelegt. Ja, das ging alles ganz schnell und da war einer , der hat sich unter das Rad gekauert. Der vom Lautsprecher hat das gesehen und hat einen Soldaten hin dirigiert und dann ein Schuss. Die Zahlen wusste ich auch nicht , so 13, das müssen die Helfer von den Bauern gewesen sein. Sie haben sie also erschossen und schnell wieder abtransportiert. Und dann konnten wir wieder runter und uns halt bedienen, was es da alles gegeben hat.
Frage: Am gleichen Tag noch seid Ihr da runter, war das helllichter Tag?
E.S: Die sind erst abgezogen. Die Militärfahrzeuge sind dann von der Brücke runter. Wie gesagt, das ging alles ganz schnell, …vielleicht eine halbe Stunde gedauert und dann weg.
Frage: Die Seckenheimer sind dann nicht weggejagt worden; die sind dabei gestanden?
E.S: Nein, das waren nur die Ausländer und die sind dann erschossen worden. Die auf der Brücke, die Leute haben geschrien wie wahnsinnig, aufhören, aufhören. Aber die haben sich nicht vertreiben lassen.“
Einer der namentlich bekannten ermordeten Franzosen war Henri Diebold aus der lothringschen Stadt St. Dié. Dessen Nachfahren haben wesentlich zur Aufklärung der Geschehnisse vom 27.03. – 29.03.1945 am Seckenheimer Rangierbahnhof beigetragen.
Weitere Informationen und zur Geschichte des Aufstellens des Gedenksteines gibt es eine weitere Seite beim Heimatmuseums Seckenheim
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