Seckenheim: Sehr großes Interesses an der ersten historischen Führung im Jubiläumsjahr / Planken wurden erst 1808 trockengelegt
Alte Neckarläufe machten das Dorf über Jahrhunderte zum „Feuchtgebiet“
Anette Senn-Schmottlach gab den interessierten Zuhörern bei der historischen Stadtführung in Seckenheim viele Informationen.
Im Rahmen der Aktivitäten "1250 Jahre Seckenheim" laden Heimatmuseum und Förderverein Historisches Seckenheim monatlich zu historischen Führungen durch den Stadtteil ein. Beim ersten Rundgang unter der Überschrift "Seckenheim im Mittelalter" kamen bei frühlingshaften Temperaturen über siebzig sehr interessierte Einheimische - Alteingesessene und Neubürger - sowie Gäste von außerhalb zusammen.
Das freute sowohl Ralf Busch vom Förderverein, als auch Traudl Gersbach vom Heimatmuseum. Schließlich hatte man die langjährige Gästeführerin Anette Senn-Schmottlach, die vor allem in Heidelberg und Mannheim Stadtführungen durchführt, für diesen Auftakt gewinnen können. Diesmal hatte sich die gebürtige Seckenheim intensiv mit der Ortsgeschichte im Mittelalter auseinandergesetzt. Sie übernahm die erste Führung von sieben, die im Jubiläumsjahr stattfinden sollen.
Die aufmerksamen Zuhörer folgten Senn-Schmottlachs interessanten Ausführungen. Die entsprechenden Fakten hatte sie auch aus den Publikationen von Hansjörg Probst entnommen. Neben Informationen zur Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert gab sie auch immer wieder ergänzende Anmerkungen zu anderen Epochen. Die Führung begann am Kapellenplatz in der Nähe des Wasserturms, dort wo sich vor rund 100 Jahren noch das Fossloch befand, das dann trocken gelegt wurde.
Die Zuhörer erfuhren, dass sich am Wegekreuz zum Dorf Kloppenheim (nahe der heutigen Hochstätt) eine alte Römerstraße befand. Hier stand ein "heiliges Häuschen", das den Ort schützen sollte. Später wurde eine Marienkapelle gebaut, deren Kreuz als Kopie heute vor dem katholischen Pfarrhaus zu sehen ist (das Original hängt, wettergeschützt, in Vorraum der St. Aegidiuskirche).
Senn-Schmottlach spann den Bogen vom Lorscher Codex, in dem Seckenheim erstmals urkundlich erwähnt wurde, über die Pfalzgrafen bis hin zur Herrschaft Friedrich des Siegreichen. Gegenüber dem Gasthaus "Zur Kapelle" ging sie auf die Wirtschaften und den alten Kerwebrauch als höchstes Dorffest ein, ehe sich die große Gruppe entlang der Obergasse (Kloppenheimer Straße) als äußere Seite des ehemaligen Oberdorfs in Bewegung setzte. An der Ecke Zähringer Straße war einmal das Gasthaus "Zum Schwanen", nur wenige Meter weiter "Die Rose".
Im Hof des Heimatmuseums, Kloppenheimer Straße 20, gab die Referentin Einblicke in Zeit der großen Pest und die Entwicklung der Bevölkerung. An der "Froschgasse" und am "Katzenbuckel" (Einfahrt zur Staufener Straße) gab es Informationen zum alten Neckarlauf, der nicht nur Seckenheim noch lange ein "feuchtes" Dorf sein ließ. Der Fluss hatte hier mindestens drei verschiedene Flussbetten im Lauf der Zeit.
Im Mittelalter gab es 20 Brunnen
Die Planken beispielsweise wurden erst gegen 1808 trocken gelegt. Wieder ein paar Meter weiter, jetzt auf der rechten Seite, traf sich die Gruppe dort, wo einst das erste reformierte Schulhaus und später das Seckenheimer Krankenhaus stand. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, hinter der Post, soll noch ein Stück einer Ettermauer existieren.
Etwa 20 Brunnen hat es im Mittelalter in Seckenheim gegeben. Um das kostbare Nass zu schützen, waren diese oft von Mauern umgeben. Am Anwesen Kloppenheimer 5 war im Hof ein Abgangstor mit der Jahreszahl 1584 zu sehen, die Scheune des Anwesens soll gar auf einem fränkischen Friedhof stehen. Weiter ging es zur katholischen Kirche, an den Ort, wo als erstes Gotteshaus eine Filialkirche des Aegidiusstifts Neustadt stand. Neben dem Pfarrzentrum St. Clara sind noch drei von fünf Rundbögen zu sehen. Mauerteile der Kirchenbebauung beziehungsweise der Mole sind auch heute bei Niedrigwasser im Neckar von der Ilvesheimer Brücke aus gut zu sehen.
In den rund eineinhalb Stunden erfuhren die Gäste auch viel über die Ortsoberhäupter, über Abgaben, den Zehnten, mit Hinweis auf die Zehntscheuer, über Familiennamen, über das Seckenheimer Wappen, das auf das Siegel des Aegidiusstifts zurückzuführen ist, und abschließend über die berühmte und blutige Schlacht bei Seckenheim im Jahr 1462. Gerne hätten die Zuhörer den interessanten Ausführungen noch weiter zugehört.
Die nächste Gelegenheit, etwas über Seckenheimer Ortshistorie zu erfahren, besteht am Sonntag, 8. Mai, um 14.30 Uhr. Dann geht es ab dem Treffpunkt Schloss um das Thema "Seckenheim zur badischen Zeit".
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 06.04.2016
Von unserer Mitarbeiterin Sabine Schneider
Impressionen der Führung: Bilder Förderverein historisches Seckenheim e.V.