Donnerstag, 28 März 2024

Der Rhein und sein wilder Geselle

 

Historische Landkarte alter Flussläufe von Rhein und Neckar vom 6. Jahrhundert bis 1850, von Speyer und Heidelberg bis Worms.

Originaltitel: Charte des alten Flußlaufes im Ober-Rhein-Thal

Rheinkarte

Legende:
Hellblau: Lauf im 6. Jahrhundert und Ost-Rhein
Helles Lila: Lauf im 8. Jahrhundert
Dunkelbraun: Hoch-Rhein Hellbraun: Jetziger Rhein (also 1850)
Grasgrün: Zwischenneckar Grün-Braun: Süd-Neckar
Hellgrün: Nord-Neckar Dunkelgrün: Jetziger Neckar (also 1850)  Quelle: aus Wikipedia

 "Hydronyme oder Gewässernamen sind sehr alte Sprachzeichen, häufig die ältesten überhaupt. Sie bilden in fast ganz Europa einen mehr oder weniger einheitlichen, in verschiedener Weise miteinander verbundenen Namenbestand. Die Dauer und Beständigkeit dieser uralten Flußnamen...erklären sich aus der indogermanischen religiösen Vorstellung von Fluß-oder Quellgottheiten...So haben die einzelnen Namen häufig Jahrhunderte, manchmal sogar Jahrtausende überdauert." 

 So ist im Alteuropäischen und Keltischem der Rhein das Synonym für Fluß, Strom ( urspr.: reinos, rinos)

Nikra, Nikros, Nicer, Necka hat die gleichen alten Wurzeln. Etymologisch favorisiert die Wissenschaft die ureuropäischen Bezeichnungen „nik“ und „ar“, was so viel wie „wildes Wasser“ oder „ heftiger, böser schneller Fluss“ bedeutet und den Neckar zutreffend als "wilden Gesellen" charakterisiert. Von allen Erklärungen zur Entstehung seines Namens ist der aus dem frühneuhochdeutsche„Negga(r)“ die sympathischste Variante, hat er sich doch bis heute in unserem Kurpfälzer Dialekt erhalten.


Noch in historischer Zeit mündet der Hauptneckar bei Trebur in den Rhein, verlagert sich über das mittlere Flussbett nach Neckarau, und 1275 erfolgt der Durchbruch zum einst unbedeutende Dorfe Mannheim. Der heutige Mündungsverlauf in den Rhein existiert schließlich seit 1872 als spätere Folge der Tullaschen Rheinbegradigung.

Der Neckar und seine Umgebung bieten Fischreichtum, ökologische Vielfalt, Weide- und Ackerflächen, Zugang zu Trink- und Brauchwasser, Freizeitvergnügen im Sommer und Winter, dient zur Entsorgung menschlicher Siedlungsabfälle und ist seit alters her Transport- und Verkehrsweg.
Dies beschreibt bis in die Gegenwart die Zielkonflikte seiner Nutzung.

Der einstige Wildfluss wandelt sich zur heutigen Wasserstraße aber auch zu „ einem Abwasserkanal des industriellen Fortschritts“. Er gleicht in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts „augenscheinlich mehr einer Kloake als einem Fluss“.
Es herrscht striktes Badeverbot, das Schlittschuhlaufen wird eingestellt, die Fischerei stagniert, Selbstreinigungskräfte und biologische Diversität gehen verloren.
Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts werden Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität und Gewässerökologie ergriffen.

Inzwischen gibt man den Gewässern auch einen Teil ihrer alten Überschwemmungsgebiete zurück, um die Folgen der Urbanisierung und Industrialisierung zu mildern.
Nach dem Ende der Schifffahrt auf dem Neckar bei Seckenheim im Jahr 1928 wird die letzte erhaltene, ursprüngliche Neckarschleife zum Altwasser und ist seit 1987 Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiet. (wis)

 

 

 

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