Donnerstag, 21 November 2024

Geschichte der badischen Revolution

 

 

Im Tafeltext zur Badischen Revolution 1848/49 (Goldener Engel) nehmen wir auch auf einige prominente Revolutionsführer Bezug:

Friedrich Hecker externer Link , der bekannteste Revolutionsführer hat seine familiären Wurzeln auch in Edingen, der Vater ist auf dem dortigen Friedhof begraben. Hecker ist wie v. Soiron mit Bürgermeister Hörner befreundet.

  "Hecker, 1811 in Eichtersheim geboren, wurde 1838 Obergerichtsadvokat in Mannheim. Ab 1842 war er Abgeordneter der badischen Zweiten Kammer und Mitglied des Mannheimer Gemeinderats. Mit Struve organisiert Hecker die Offenburger Versammlung vom September 1847 und zeichnet mit verantwortlich für das dort formulierte sozialpolitische und verfassungsrechtliche Konzept der Demokraten. Er entwickelt sich zu einer der führenden Persönlichkeiten der badischen Opposition und zum unumstrittenen Führer der Radikalen und erlangte in der Bevölkerung eine außergewöhnliche Popularität. 1848 wurde Hecker Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und in Mannheim Oberst der neu formulierten Bürgerwehr. Nach dem Scheitern des von ihm initierten ersten badischen Aufstands im April 1848 floh Hecker in die Schweiz und entschloß sich zur Auswanderung in die USA. 1861-1865 kämpfte er an der Seite der Nordstaaten im amerkanischen Bürgerkrieg und starb 1881 in St. Louis." (Stadtarchiv Mannheim) 

Seine außerordentliche Popularität finden wir auch in Seckenheim bestätigt. Die Rodung von Teilen des Seckenheimer Eichwalds durch Bürgermeister Hörner, um "Allmendland für landlose Häusler und Tagelöhner zu erhalten"  ist im  Volksmund als "Heckerstücke" bekannt. Auch soll er bei einer Seckenheimer Bürgerstochter nachhaltige Spuren einer Liebesbeziehung hinterlassen haben. Wie in anderen badischen Gemeinden wird von einem unehelichen Kind des Revolutionärs gemunkelt.

Gustav Struve externer Link ist der eigentliche politische Kopf der Mannheimer republikanischen Revolutionäre und ist Rechtsanwalt und Publizist. Er heiratet 1845 weit unter seinem offiziellen Stand Amalie Struve externer Link geb.Siegrist (1824- 1862) und legt 1847 seinen Adelstitel eines Gustav von Struve ab. Seine Frau ist eine bekannte Frauenrechtlerin und Journalistin und maßgeblich an der Badischen Revolution beteiligt. Nach der Niederlage der Revolution fliehen beide über die Schweiz in die USA. Struve kehrt 1863 zurück und stirbt 1870 in Wien.

Alexander von Soiron externer Link , vertritt die Gemeinde Seckenheim während der Amtszeit von Bürgermeister Hörner mehrmals in Rechtstreitigkeiten mit der badischen Obrigkeit.

 " Alexander von Soiron, 1806 in Mannheim geboren, war Mitglied der Heidelberger Burschenschaften, lebte seit 1832 als Rechtsanwalt in Mannheim und wurde 1834 Obergerichtsadvokat. In den vierziger Jahren wurde er wiederholt in den Großen (1842/43) und Kleinen (1844-1852) Bürgerausschuß gewählt. Von 1845 bis 1851 war v. Soiron Abgeordneter der badischen Zweiten Kammer und entwicklete sich zu einem führenden Vetreter der gemäßigten Opposition. 1848 wurde er in das Frankfurter Vorparlament gewählt, übernahm den Vorsitz des 50er Ausschusses und wurde schließlich Vizepräsident der Frankfurter Nationalversammlung. Nach dem Scheitern der Revolution zog v. Soiron sich aus der großen Politik zurück und arbeitete wieder als Anwalt in Mannheim. 1855 starb er in Heidelberg." (Stadtarchiv Mannheim)

 

Johann Georg Hörner (1785-1873) steht der Gemeinde vom 16.07.1832 bis 22.06.1849 (Amtsenthebung)  als Bürgermeister zur Verfügung. Von der badischen Obrigkeit auch als "Wühler" und "Aufrührer" charakterisiert.

"Mit ihm war nicht nur das Glied einer wohlhabenden und einflußreichen Bauerngemeinde gewählt worden, sondern auch ein Mann mit einem eindeutigen politischen Profil. Hörner ist damit der erste politische Bürgermeister im modernen Sinne. Er war von den Ideen der Volksfreiheit durchdrungen und überzeugter Anhänger der liberalen Bewegung. Er stand in regem Verkehr mit den Mannheimer liberalen Führern: von Soiron vertrat ihn als Anwalt, ebenso Friedrich Hecker; mit beiden war er befreundet und wechselte Briefe. Nach der Spaltung der Liberalen neigte er zur republikanisch-demokratisch gesonnenen Fraktion um Hecker und von Struve. 1849 vertrat er die Sache der republikanischen Regierung und der Freischärler, was ihn nach dem Sieg der Preußen das Amt kostete. Er stand auf der Liste der Abzuurteilenden, doch das Verfahren gegen ihn brachte keine Gründe, ihn zu inhaftieren. Während seiner Amtszeit hatte er schwere Konflikte mit der absolutistischen Bürokratie und Regierung durchzustehen. Er erhielt Geldstrafen wegen Unbotmäßigkeit. Sein Verteidiger in diesen Verfahren war von Soiron. In änderen Fällen drohte die Regierung mit militärischer Exekution. Zu einem grundsätzlichen Konflikt wuchs sich die Zehntablösung aus. Heute noch sichtbar ist die Rodung des Seckenheimer Eichwaldes, um Allmendland für landlose Häusler und Tagelöhner zu erhalten. Daß das Volk diese Tat verstand und durchaus politisch richtig einordnete, zeigt die Bezeichnung "Heckerstücke" für diese Äcker, die natürlich auf den offiziellen Gemarkungskarten nicht erschien! In Johann Georg Hörner tritt uns ein Bürgermeister entgegen, der ein Demokrat lauterster Gesinnung und größter Uneigennützigkeit war und der es verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden, verkörpert er doch ein ganz frühes Beispiel demokratischer Kommunalpolitik!" (Hansjörg Probst)

 Zur Johann Georg Hörner Stele auf dem Seckenheimer Friedhof ...