Führung Katholische Kirche
Impressionen der Führung vom 04.09.2016 am Ende der Seite...
Seckenheim: Führung zur katholischen Kirche St. Aegidius / Kurzweiliger und informativer Vortrag von Alfred Heierling
Seit rund 1200 Jahren Mittelpunkt des Ortes
Im Rahmen des Ortsjubiläums "1250 Jahre Seckenheim" wurde zu einer weiteren Führung eingeladen. Ralf Busch, Vorsitzender des Historischen Vereins, begrüßte rund 40 Interessierte am Ort des Themas, nämlich an der St. Aegidiuskirche. Referent war der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, Alfred Heierling, bekannt in Seckenheim durch zahlreiche Veröffentlichungen zu historischen Themen.
Die Gruppe steht vor dem katholischen Pfarrhaus und blickt auf den ursprünglichen Haupteingang von Kirche und Friedhof in der Pfarrgasse.
Dass Heierling eine besondere Verbindung zu St. Aegidius hat, wurde bald klar. Bereits mit zehn Jahren wurde er Ministrant, später Jugendleiter und Mitglied des Pfarrgemeinderats. Jahrzehnte arbeitete er so in der Gemeinde mit und lernte fast automatisch die katholische Kirche, Gebäude und Gemeinde, kennen. Sein Wissen, gespickt mit vielen Anekdoten und Erinnerungen, gab er nun bei der inzwischen sechsten Jubiläums-Führung an die Gäste weiter.
Dabei streifte Heierling die Themen Reformation, Simultanbenutzung, Kirchenbrand von 1945 und Wiederaufbau, Inneneinrichtungen, Renovierungen, Glocken, Orgel und Pfarrhaus. Dazu kam sein Wissen um die katholische Konfessionsschule und den Seckenheimer Kirchhof. Außerdem ging er auf das katholische Vereinswesen, den Bazar und die deutsch-französische Jumelage ein, erwähnte Prozessionen ebenso wie NS-Zeit und Ortsgeistliche. Angesprochen wurden auch die Schwesternhäuser, Kindergärten und das Gemeindezentrum, sowie Pfarrgemeinderat und Ökumene.
Seit rund 1200 Jahre ist die katholische Kirche Ortsmittelpunkt. Sie wurde 823 als "Kirche über dem Neckar" erstmals urkundlich erwähnt. Das Gotteshaus und die umliegenden Gebäude bilden ein Ensemble. Von dem Hauptportal aus ging die Gruppe durch die Pfarrgasse, dem ursprünglichen Zugang. Zunächst standen die Teilnehmer vor dem Pfarrhaus. Hier war zu hören, dass es sowohl katholische als auch evangelischen Pfarrer gedient hatte und die Scheune mit Garten landwirtschaftlich genutzt wurde. 1642 wurde sogar Tabak gelagert. Neben dem Pfarrgarten gab es die alte Schule, die bis zur Reformation eine katholische Knabenschule war. Das Gebäude beherbergte später die Nähschule, die Pfarrbücherei und einen Industriesaal, der auch als Versammlungsort diente.
Die Gruppe ging durch das schmiedeeiserne Tor und blickte auf den damaligen Haupteingang der Kirche von 1738, der sich im Turm befindet. Das Gelände um die Kirche wurde als Friedhof genutzt. Noch heute zeugen wenige Grabsteine davon. Am "Birkeneck", dem höchsten Punkt Seckenheims, steht die Gruppe nicht nur auf der Neckarmauer, sondern konnte auch Reste der gewaltigen Kirchhofmauer sehen, die man in Teilen stehenließ, als 1986 das Pfarrzentrum St. Clara gebaut wurde. Der Friedhof, der aufgrund seiner Lage nie von Hochwasser gefährdet war, wurde 1868 aufgelassen. Aus hygienischen Gründen musste er ausgelagert werden.
Etwa die Hälfte des Areals wurde für die neue größere, inzwischen vierte, St. Aegidiuskirche benötigt (Wir berichteten über die vier Gotteshäuser anlässlich der Enthüllung der historischen Tafel). Am Kopfende des Kirchhofs steht das ehemalige Schwesternhaus. Die Schwestern kümmerten sich ab 1928 bis 1970 hier um Nähschule, Kindergarten und Krankenpflege. Zuvor waren sie im benachbarten Haus untergebracht, das heute dem Jugendangebot "Kumbajah" und dem Caritas-Kontakt-Café dient.
Oft erinnerte Heierling an die wechselnde Nutzung der Kirche durch Katholiken und Reformierte. Über 200 Jahre, bis 1869, wurde das Gotteshaus sogar simultan genutzt. Nach eineinhalb Stunden endete der kurzweilige Vortrag von Alfred Heierling im Kirchenraum. Die Zuhörer bedankten sich beim Referenten, ebenso beim Förderverein, der diese Führungen organisiert.
Die nächste Führung zum Thema "Freiherr von Stengel" mit Marion Schöbel findet am Sonntag, 2. Oktober, statt, Treffpunkt 14.30 Uhr am Schloss.
© Mannheimer Morgen, Freitag, 09.09.2016
Geschichte aufschreiben und vermitteln
Verein „Historisches Seckenheim“ verzeichnet reges Publikumsinteresse
Zwischenstopp an der Sandsteinfigur des Heiligen Nepomuk. Foto: Warlich-Zink
SECKENHEIM. „Wir wollen Ortsgeschichte festhalten und öffentlich zugänglich machen“, sagt Ralf Busch direkt im Anschluss an die Historische Führung rund um die St.-Aegidius-Kirche im Gespräch mit den SRN. „Dass wir auf so großes Interesse stoßen würden, haben wir nicht erwartet“, ergänzt der Erste Vorsitzende des Fördervereins Historisches Seckenheim. Wilhelm Stamm untermauert diese Feststellung mit Zahlen: „Bei der Führung durch den Hunsrück begleiteten uns 130 Personen“, sagt er. Selbst zu einer komplett verregneten Veranstaltung kamen 30 Interessierte. Ebenso beliebt waren die Enthüllungen von mittlerweile sieben Historischen Ortstafeln, unter anderem an der Waaghalle, am Goldenen Engel, Prinz Max und am Badischen Hof. Ob Exkursion oder Infoschild: Jede Veranstaltung lebte neben den sorgfältig zusammengestellten historischen Fakten stets von Erzählungen derer, die mit den Orten verbunden waren oder sind.
So auch dieses Mal, als der zweite Vorsitzende des Vereins, Alfred Heierling, rund um die Kirche St. Aegidius führte. Bereits mit zehn Jahren Ministrant, später Jugendleiter sowie Mitglied im ersten Pfarrgemeinderat von 1969, ist der Buchautor und Heimatforscher eng mit der katholischen Kirchengemeinde verbunden. Er stellte die wechselvolle Geschichte der Kirche kurzweilig und informativ dar. Demnach bildet der Kirchenkomplex von St. Aegidius seit zwölfhundert Jahren einen Ortsmittelpunkt Seckenheims. Allerdings stand das 823 erstmals urkundlich erwähnte Kirchengebäude damals noch parallel zum Neckar. Der frühere Haupteingang (heute Seiteneingang) führte direkt durch den Turm ins Kircheninnere. Viermal wurde die Kirche bislang umgebaut und viele Jahre als Simultankirche genutzt. Nachdem 1869 der letzte evangelische Gottesdienst stattgefunden hatte, wurde das Gotteshaus gründlich renoviert. Zehn Jahre später entstanden die Pläne zum bislang letzten Umbau von 1906. Keine 40 Jahre später, am 28. März 1945, brannte die Kirche aufgrund von Artilleriebeschuss völlig nieder. Doch schon 1949 erklang nach dem Wiederaufbau wieder Orgelmusik. Zuletzt wurde 2005 das Kircheninnere umfassend modernisiert.
„Der Kirchplatz diente früher zugleich als Friedhof“, so Heierling, als er die Gruppe gen Neckarmauer zur Statue des Heiligen Nepomuk geleitete. „Hier an diesem idyllischen Fleckchen haben wir als junge Ministranten gerne eine Zigarettenpause eingelegt“, verriet er. Auch an das Birkeneck auf dem Kirchplatz – heute stehen dort Linden – erinnert er sich gut. Von dort aus blickt man heute auf das 1986 eingeweihte Pfarrzentrum St. Clara mit Saal, Tagungsräumen und Küche. Für viele Exkursionsteilnehmer neu war die Existenz einer Katholischen Schule (links vom damaligen Haupteingang). Bereits 1574 wird das Schulhaus erwähnt, lange vor Einführung der allgemeinen Schulp? icht und Knaben vorbehalten. Bis zum Bau eines reformierten Schulhauses 1683 in der Kloppenheimer Straße (gegenüber der ehemaligen Post) mussten evangelische Kinder zum Missfallen der Seckenheimer nach Ilvesheim gehen.
Die Geschichte eines der ältesten rechtsrheinischen Gotteshäuser wird ab 8. Oktober auf der neuen Webseite des Vereins nachzulesen sein. Das Homepage-Team aus Wilhelm Stamm, Manfred Schillinger und Werner Seitz präsentiert dort alle Historischen Tafeln mit entsprechenden Querverweisen für tiefergehende Informationen sowie Informationen zu den Rundgängen. „Die umfassende Arbeit ist nur im Team möglich und wird auch 2017 fortgesetzt“, betont Ralf Busch.
Die nächste Historische Führung findet am 2. Oktober statt. Marion Schöbel wird dann über die Familie Stengel berichten. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr am Schloss. pbw
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Impressionen der Führung vom 04.09.2016: Bilder Förderverein historisches Seckenheim e.V.