Montag, 09 Dezember 2024

 

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Seckenheim: Weitere historische Tafel an der Waaghalle enthüllt / Ehemalige Tabakpflanzer dabei
Erinnerung an Tabakanbau

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Im Beisein von (von rechts) Erich und Rudolf Karl, Alt-Stadtrat Richard Karl (vorne) und Ehefrau Heiderose Karl enthüllte Ralf Busch, Chef des historischen Vereins (links) die "Wooghallä-Dafel". © hat

Ein ungewöhnliches Gebäude, das als Station örtlichen Wohlstands gelten darf, hat nun "seine" historische Tafel erhalten: die "Wooghall". Hier wird in Text und Bild daran erinnert, dass der Tabakanbau in Seckenheim lange eine bedeutende Rolle spielte. Die neue Tafel ergänzt die Stadtpunktetafel zum Thema Tabakbearbeitung am Heimatmuseum in der Kloppenheimer Straße.

Zahlreiche Gäste, unter ihnen honorige ehemalige Tabakpflanzer, waren zur Enthüllung der "Wooghallä-Dafel" an der ehemaligen Waaghalle gekommen, wo sie Ralf Busch, der Vorsitzende des Fördervereins Historisches Seckenheim, begrüßte - auch im Namen von Heiderose und Richard, Erich und Rudolf Karl. Ihnen dankte Busch, dass sie es materiell ermöglichten, Ortsgeschichte an historischer Stelle anzubringen, und auch bei der Gestaltung Engagement zeigten.

Alt-Stadtrat Richard Karl erinnerte daran, dass die Stadt Mannheim 1930 im Zuge der Eingemeindung das Gebäude geerbt hatte. Bis 2001 sei hier, später dann in der neuen Halle draußen beim Kleintierzuchtverein gewogen worden. 2002 verkaufte die Stadt die Scheune an Heiderose und Richard Karl, die das ungewöhnliche, denkmalgeschützte Gebäude mit seinen vier großen Toren für das jährliche Straßenfest zur Verfügung stellen.

Verein 1933 gegründet

Rudolf Karl, jahrzehntelang Vorsitzender des Tabakbauvereins, erwähnte, dass es 1933 zur Vereinsgründung 204 Pflanzer gab. "1960 waren es genau 115, 1995 noch 28 und heute null", erklärte er. Bruder Erich Karl beleuchtete kurz den Tabakanbau, den später noch ein Dokumentarfilm, der neben dem deftigen Tabakmahl in der Waaghalle gezeigt wurde, erlebbar machte.

Tabak wurde in Seckenheim nachweislich ab 1660 angepflanzt, 1699 ist erstmals eine Tabakwaage erwähnt. 1868 wurde im Rathaus ein entsprechendes Messgerät eingerichtet. An den Wiegetagen überlasteten Tabak-Fuhrwerke die Straßen rund ums Rathaus, so dass die Gemeinde die Bühlersche Scheune samt Groppschen Garten an der heutigen Breisacher bzw. Säckinger Straße erwarb, um dort, abseits der Hauptstraße, in Rathausnähe eine Waaghalle zu haben.

Gewogen wurde der getrocknete, gebündelte Tabak zu vereinbarten Verkaufsterminen. Vor Ort wurden die Qualität bewertet und der Preis verhandelt. Kam keine Einigung zustande, konnte der Bauer den Tabak selbst fermentieren (Fermentierung ist Gärung bei Wärme). Nach Auskühlung und Nachreife wurde der lager- und verpackungsfähige Tabak unter Zollverschluss in eigenen Räumen gestapelt. Zum Verkauf, der oft Jahre später erfolgte, wurden große Tabakpakete zusammengesetzt.

Tabak aus Seckenheim fand sich lange in der seit Ende des 19. Jahrhunderts hergestellten badischen Zigarettenmarke "Roth-Händle". Mit dem Wegfall der Tabak-Subventionen der EU lohnte sich der hiesige Tabakanbau nicht mehr und wurde schließlich beendet. Damit war dann auch die traditionelle Einkunftsquelle der Seckenheimer Bauern endgültig versiegt. hat
© Mannheimer Morgen, Montag, 27.06.2016

 


 

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Tabak begründete den Wohlstand
Verein „Historisches Seckenheim“ bringt Infotafel an der Waaghalle an


Von links: Ralf Busch wie auch Heiderose, Rudolf und Erich Karl hören Richard Karl zu, der den Gästen vom Leben der Tabakbauern berichtet.   Foto: Warlich-Zink

SECKENHEIM.  Der  Rundgang durch  Seckenheim  mit  interessanten  Punkten  zur  Ortsgeschichte  hat  eine  weitere Station  erhalten.  Dank  Unterstützung  durch  die  Familien Erich, Richard und Rudolf Karl konnte Ralf Busch vom Verein „Historisches  Seckenheim“  an der Waaghalle jetzt das nächste Schild enthüllen. Es erinnert an die bedeutende Rolle des Ortes als Tabakbaugemeinde und das Wiegen  des  getrockneten,  gebündelten,  noch  nicht  fermentierten  Tabaks.  Von  1899  bis 2001 war die Halle in Betrieb.
„Gemeinsam  mit  Heddesheim  war  Seckenheim  die größte  Erzeugergemeinde  in Deutschland.  Bereits  1660  ist bei  uns  das  Anpflanzen  von Tabak  nachgewiesen“,  erklärte Rudolf  Karl  den  zahlreich  erschienenen  Gästen.  Der  langjährige Vorsitzende der Seckenheimer  Tabakbauern  erinnerte daran, dass im Jahr 1933 noch 204  Pflanzer  222  Hektar  Anbaufläche bewirtschaftet hatten. 1995 gab es noch 28 Landwirte, die das Gewächs auf 72 Hektar anbauten. „Heute sind es null“, so Karl. „Seckenheim ist durch den Tabakbau reich geworden“, hatte zuvor sein Bruder Richard erklärt und von den aufregenden Tagen des Tabakwiegens in der Waaghalle  berichtet.  Es  ging schließlich  um  viel  Geld,  und bis 2001 wurde das kostbare Gut dort  gewogen.  Dann  entstand eine neue Wiegehalle außerhalb des Ortes, die jedoch kaum ein Jahrzehnt genutzt wurde. Denn mit  dem  Wegfall  der  Subventionen  aus  Brüssel  gaben  die letzten  Tabakbauern  ihr  einst einträgliches Geschäft auf. Die  zum  Verkauf  stehende alte  Waaghalle  kauften  Heiderose  und  Richard  Karl  im Jahr  2002,  um  das  denkmalgeschützte  Gebäude  zu  erhalten und an seine ursprüngliche Nutzung zu erinnern. Das Ehepaar  vermietet  die   Waaghalle ganzjährig an den Sängerbund, der  sie  einmal  im Jahr  zum Straßenfest  als  Festscheune öffnet.     pbw

Seckenheim-Rheinau-Nachrichten vom 08.07.2016


Impressionen der Enthüllung: Bilder Förderverein historisches Seckenheim e.V.

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