Seckenheim: Führung zu Geschichte und Geschichten um Freiherr von Stengel
Der Garten war ein Vorzeigeobjekt
Marion Schöbel (rechts) erklärte den interessierten Teilnehmern das Leben und Wirken von Johann Georg von Stengel.
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Über 50 Gäste aus Seckenheim und Umgebung kamen zu einer weiteren historischen Führung anlässlich "1250 Jahre Seckenheim". Diesmal ging es um Freiherr Johann Georg Anton Balthasar von Stengel. Als Referentin konnte Marion Schöbel gewonnen werden, die im Rahmen ihrer Magisterarbeit auf die Familie von Stengel gestoßen ist und sich seit über 20 Jahren mit der Geschichte dieser Familie beschäftigt. Die profunde Kennerin steht mit Dr. Manfred von Stengel, dem heutigen Familienoberhaupt aus Schwabach, in Verbindung und hat Zugang zum Hausarchiv.
Johann Georg von Stengel wurde 1721 in Wetzlar geboren. Er studierte an der Universität Heidelberg, ging bis 1747 nach Baden-Baden, ehe er am Hof des kurpfälzischen Kurfürsten Karl Theodor Karriere machte. Stengel bearbeitete geschäftspolitische Vorgänge und war Eingeweihter in den pfalz-bayerischen Erbverhandlungen bis er schließlich selbst 1788 in den erblichen Freiherrenstand erhoben wurde. Mit Ehefrau Maria Christine Edler von Hauer hatte der Freiherr 19 Kinder.
In Seckenheim baute der Freiherr ab 1767 das Seckenheimer Schlösschen mit Garten und Wirtschaftshof. 1770 erhält er im Tausch mit dem Stift Neuburg größere Areale auf der Seckenheimer Gemarkung "Sand" bis hin zu Wiesen auf Neckarauer Gemarkung. Das Seckenheimer Schloss war zunächst Sommersitz, aber bald blieb die Familie das ganz Jahr über hier.
Im Garten des Anwesens Stengelstraße 7 konnte sich die Gruppe einen Eindruck von den früheren Schweineställen machen. Ein Stück weiter, im ehemaligen Wirtschaftshof (Stengelstraße 5-6), sahen die Teilnehmer, wo früher die Kutschenstallungen waren und wo einst der Zugang zum Schloss war. Der ursprüngliche Garten ging bis zur Schlossstraße (heutige Offenburger Straße) und war zur damaligen Zeit ein Vorzeigeobjekt. So auch der Stengelhof (heute Rheinau) der ursprünglich als Meierei errichtet wurde und sich dann mit Viehhaltung, Ackerbau ,Obst- und Weinbau sowie Waldwirtschaft zum Mustergut entwickelte.
Da die Familie ihr Hauptdomizil in Seckenheim hatte, kehrte Johann Georg sogar 1778 wieder nach Mannheim zurück, nachdem er den Kurfürsten bei dessen Übersiedelung nach München begleitet hatte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Familienangehörige auch in Seckenheim begraben wurden. Davon zeugt ein Grabstein, der neben dem Haupteingang der katholischen Kirche angebracht ist. Beim Umbau der Kirche Anfang des 20. Jahrhunderts wurden auch die Gräber in der Kirche gefunden. Johann Georg starb 1798, die Erben verkauften 1804 alle Seckenheimer Güter, ein Jahr später auch den Stengelhof.
Nach rund einer Stunde endete der Vortrag von Marion Schöbel. Das Ehepaar von Stengel wurde bei der Führung von Karin und Rolf Kohl verkörpert, die in selbst genähte Gewänder der damaligen Zeit schlüpften. Die Zuhörer bedankten sich nicht nur bei der Referentin, sondern auch beim Historischen Förderverein, der diese Führungen organisiert hatte. Die nächste Führung findet am Montag, 14. November, statt, Treffpunkt 18 Uhr am Heimatmuseum Seckenheim in der Kloppenheimer Straße 20.
sane
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 12.10.2016
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