SECKENHEIM:
Alte Fischerkneipe nennt sich heute "Prinz Max"
Zum Gasthaus "Prinz Max" kamen zahlreiche Interessenten, um bei der Enthüllung der nächsten historischen Tafel dabei zu sein.
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Von unserem Mitarbeiter
Hartwig Trinkaus
Seckenheims Geschichte zeigt sich sehr vielfältig. Informationstafeln an verschiedenen Gebäuden sollen das deutlich machen und in einen historischen Rundweg münden. Sozusagen Schritt für Schritt kümmert sich darum der Historische Verein Seckenheim. Als jüngste Tafel wurde nun die von Wilhelm Stamm verfasste Geschichte des "Prinz Max" ebendort enthüllt.
Dazu begrüßte Vereinsvorstand Ralf Busch zahlreiche Gäste in Seckenheims ältestem Ortsteil und dankte Rita Biegel-Weber und Heinz Biegel für die Möglichkeit hier ein Schild anzubringen, das zudem vom Wirtsehepaar auch noch gespendet worden war.
Christian Schabacker, hielt in seiner Funktion als Chef der Sportangler einen kurzen Vortrag über den Neckar als Fischerareal. Denn viele Anwohner des "Hunsrück"(Dialekt: Hunsarigg) waren Fischer und Tagelöhner mit kleiner Landwirtschaft, als 1721 die Gaststätte "Zum Anker" als Vorläufer des heutigen "Prinz Max" in Seckenheims ältestem Ortsteil gegründet wurde. Sie ist damit die älteste noch bestehende Wirtschaft Seckenheims, die sich im Laufe der Jahre neben weiteren Gasthäusern entlang des Neckars, zum Treffpunkt der "Hunsarigga" und von Gästen aus der Neckarschifffahrt entwickelte. Damals bot das Haus auch Betten an, denn es war, so Busch, offizielle Übernachtungsstelle der Flößer und Treidler. Diese Gäste fielen nach 1878 durch den Einsatz der Kettenschlepper und spätestens um 1930 mit dem Bau des Neckarkanals jedoch weg.
Als erster Gastwirt ist auf der Tafel der 1687 geborene Christoffel Wolf genannt, der den "Anker" im Nebenerwerb betrieb. Die Familie Zwingenberger, die über Generationen den Wirt stellte, erwarb 1860 den "Anker" und benannte ihn nach Maximilian von Baden (1796-1882), einem Sohn des badischen Großherzogs Karl Friedrich, entsprechend um. Die Gaststätte mitten im Hunsrück war ohne Tanzsaal trotzdem ein Treffpunkt, insbesondere der "kleinen Leute". Mit der Errichtung der diesseits der Neckarstraße (heute Breisacher Straße) gelegenen Kegelbahn, auf der sich so mancher Hunsarigger Kegelbu ein Taschengeld verdiente, entwickelte sich der "Prinz Max" zum Wirtshaus mit Stammtischen und einem TV-Gerät, auf dem Deutschland 1954 Fußballweltmeister wurde, samt Kicker im Nebenzimmer und überstand so das 20. Jahrhundert.
Heinz Biegel selbst erinnerte daran, dass er 2005 mit Ehefrau Rita Biegel-Weber das Anwesen erworben hatte, um es gründlich zu sanieren. Es gelang ihm die Bausubstanz des vorderen, ältesten Gebäudeteiles zu erhalten und es, ohne zu "vermodernisieren", ab 1. Juli 2006 zum gerne besuchten Speiselokal zu machen. Heute ist die einstige "Fischerkneipe" beliebter Treffpunkt verschiedener Stammtische, und mit den "Bands im Prinzer" hat Biegel eine neue musikalische Tradition grundgelegt.
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 18.05.2016
Weitere „Enthüllungen“ über Seckenheim
Verein Historisches Seckenheim stellt die nächsten Ortstafeln vor
Ralf Busch (rechts) enthüllt gemeinsam mit Heinz Biegel und seiner Frau die Historische Tafel am traditionsreichen „Prinz Max“. Foto: Warlich-Zink
SECKENHEIM. Am Pfingstsamstag wurde am „Prinz Max“ eine weitere Ortstafel vom Verein Historisches Seckenheim offiziell vorgestellt.
Am 2. Juni folgte am Volksbank-Gebäude der nächste Termin. In Kürze werden auch an der katholischen Kirche und der Waaghalle Schilder angebracht. Es geht zur Freude von Vereinsvorstand Ralf Busch und seinem Team Schlag auf Schlag. Schließlich handelt es sich dabei um eine Aktion im Rahmen von 1250 Jahre Seckenheim, die am Ende in einem ortshistorischen Rundgang münden soll.
Wie schon bei den vorangegangenen Ortsterminen war auch am „Prinz Max“ das Besucherinteresse groß. Schließlich handelt es sich dabei um das älteste noch bestehende Gasthaus.
Auf der Tafel hat Wilhelm Stamm die Geschichte der ehemaligen Fischer- und Schifferwirtschaft seit 1721 kompakt zusammengefasst. Schon damals ein beliebter Treffpunkt, ist der „Prinz Max“ nach seiner Restaurierung und Neueröffnung im Jahr 2006 auch heute wieder ein Ort des geselligen Zusammentreffens, an dem Heinz Biegel und Rita Biegel-Weber Hausmannkost regelmäßig mit handgemachter Musik kombinieren. Das Ehepaar sponserte aus Anlass des zehnjährigen Bestehens die Tafel am „Prinzer“.
Das Lokal liegt an der Hausstrecke der Seckenheimer Anglervereine. Daher nutzte Christian Schabacker gerne die Gelegenheit, über die Veränderungen des Neckars als Lebensraum für die Fischwelt zu sprechen. Wie der Vorsitzende des Sportanglervereins berichtete, war der Fluss in den 1950er und -60er Jahren trotz mäßiger Wasserquali-tät von abwechslungsreichen Abschnitten und reichem Fischbestand geprägt. Mittlerweile sei die Wasserqualität durch die Kläranlage gut. Der Fischbestand habe sich jedoch unter anderem aufgrund des mangelnden Nahrungsangebots und des Niedrigwassers deutlich verschlechtert. Dies war zu Zeiten des ersten Wirts Christoffel Wolf und seiner Nachfolgern, der Familie Zwingenberger, die 1860 den „Anker“ erwarb und über viele Generationen unter dem Namen „Prinz Max“ führte, noch ganz anders. Der Fluss war Grundlage des Broterwerbs der auf dem Wörth oder im Hunsrück lebenden Fischer und Schiffer Seckenheims. Das Lokal mit seiner direkt gegenüber liegenden Kegelbahn galt als Treffpunkt zahlreicher Stammtische. Die Kegelbahn ist mittlerweile ebenso verschwunden wie die Fischer und Schiffer.
Nicht jedoch die Stammtische und Stammgäste, die das Lokal nach seiner Sanierung seit nunmehr zehn Jahren besuchen.
Seckenheim-Rheinau-Nachrichten vom 10.06.2016
Impressionen der Enthüllung: Bilder Förderverein historisches Seckenheim e.V.