Seckenheim: Weitere historische Tafel enthüllt
Informationen zur Geschichte des Kaiserhofes
Artikel vom Montag, den 19.12.2016
Ralf Busch (l.) und Jürgen Zink vor der achten Informationstafel.
© sane
Mit der Enthüllung der achten historischen Informationstafel beendet der Förderverein Historisches Seckenheim seine Aktivitäten zum 1250. Ortsjubiläum von Seckenheim. Zusammen mit der Interessengemeinschaft Seckenheimer Vereine und Organisationen (IG) wurde nun am stattlichen Gast- und Wohnhaus "Kaiserhof", Ecke Offenburger/Meersburger Straße ein passsender Schlusspunkt gesetzt. Ralf Busch begrüßte dazu etliche interessierte Seckenheimer.
Lokalhistoriker Alfred Heierling gab einen Abriss über die Geschichte des Hauses und seine Nutzung. Dabei streute er auch immer wieder persönliche Erinnerungen und Anekdoten ein. Das Gebäude wurde um 1904 von Baumeister Peter Huber mit Ziegelfassade und Sandsteingesimsen im Stil der späten Gründerzeit erbaut und nach Fertigstellung 1906 vom Schuhmachermeister Adam Gropp erworben. Die Reihe der Pächter führt bis 1940/41 der gleichnamige Gastwirt Adam Gropp an. Der letzte Wirt war bis 2007 Stilianos Papadopoulos.
Pfisterer-Bier ausgeschenkt
Der Name "Kaiserhof" entsprach dem damaligen patriotischen Nationalgefühl. Zum Lokal gehörten ein Schlachthaus und ab 1911 ein prächtig ausgemalter Saalanbau im Jugendstil mit Bühne. Der "Kaiserhof" wurde von der Entwicklung Seckenheims und der wachsenden Bevölkerung, die sich zwecks Freizeitgestaltung in Vereinen zusammenfanden, geprägt. Das Wirtshaus war lange Jahre ein typisches Vereinslokal. Der Ausschank von "Pfisterer-Bier" aus Seckenheim war obligatorisch.
Von 1911 bis 1936 war das Lokal Treffpunkt für den Sängerbund 1865, von 1920 bis 1961 für den Turnerbund Jahn 1899 und von 1945 bis 1974 für die Liedertafel 1907. Kanarien- und Vogelschutzverein 1912 sowie der Brieftaubenverein Falke 1932 fanden hier ebenfalls ihr Domizil. Im Saal wechselten sich im Jahreszyklus Turn- und Singstunden, Schauturnen, Konzerte, Vogelausstellungen, Tanz- und Fastnachtsveranstaltungen sowie Weihnachtsfeiern und Theateraufführungen ab. Selbst Handballtraining fand in diesem Saal statt.
Ab 1941 wurde der "Kaiserhof" zur Unterbringung von sogenannten zivilen Zwangsarbeitern genutzt. Zeitweise waren nahezu neunzig polnische Arbeiter hier einquartiert. Die Vereine mussten weichen und fanden bis nach Kriegsende Raum im Seckenheimer Schloss.
1961 zog der TB "Jahn" endgültig ins Schloss um und der "Kaiserhof" wurde zur reinen Speisegaststätte, der Saal wurde selten genutzt. Ab 2011 erfolgte dann die schrittweise Sanierung und Nutzungsänderung von Gasthaus und Saal zu einer Sportstätte für die 2005 entstandene TSG Seckenheim, die als Mieterin den Gymnastiksaal sowie das Sportstudio in der ehemaligen Gaststube nutzen.
Durch die typische Geschichte des "Kaiserhofs" für die Vereinswelt war es für die IG selbstverständlich, die Tafel mitzufinanzieren und diese nun gemeinsam, stellvertretend für viele Vereine, der Öffentlichkeit vorzustellen. IG-Vorstand Jürgen Zink dankte dabei seinen Vorstandskollegen Ulrike Bühler, Willi Pint und Christian Schabacker für die geleistete Arbeit im Jubiläumsjahr. Er freute sich, dass auch im nächsten Jahr Informationstafeln aufgehängt werden und damit die Seckenheimer Geschichte weiterhin dokumentiert wird.
sane
© Mannheimer Morgen, Montag, 19.12.2016
Impressionen der Enthüllung: Bilder Förderverein historisches Seckenheim e.V.